Besuch im Rathaus
10. Oktober 2018
Nein, nur zu Hause herumsitzen und sich selbst bedauern: Das ist nichts für die Mitglieder der Selbsthilfegruppe Osteoporose Bremen-Nord e.V. Die Knochen kräftigen, die stützende Muskulatur stärken: dafür wird regelmäßig die Trocken- oder Wassergymnastik besucht. Auch Fachvorträge, Fahrten zu Spezialkliniken, Erfahrungsaustausch in den Gruppen – all das gehört mit dazu, die Beschwerden mit den brüchigen Knochen zu vermeiden oder zu lindern. Aber nicht nur die Beschäftigung mit der Krankheit, auch die Freude am Leben soll im Verein gefördert werden. Eine Gelegenheit dafür war jetzt der Besuch des wunderschönen Bremer Rathauses. Wie immer super organisiert von der Ersten Vorsitzenden, Hilde Schminke, trafen sich die Interessierten am Roland. Pünktlich bat der Gästeführer Uwe Klöntrupp in das Rathaus und ließ schon einmal die Festtreppe bewundern.
In den Jahren 1405 bis 1410 wurde das alte Rathaus erbaut. Es ist das einzige europäische Rathaus des Spätmittelalters, das nie zerstört wurde. Im Jahre 2004 wurde es von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt. Dass diese Auszeichnung verdient ist, davon konnte sich die Gruppe überzeugen. Das wunderschöne Portal zum Eingang in die große Halle des Obergeschosses hieß die Besucher willkommen, steht doch dort „For gode fruenn und gode tid sind alle dag de doeren wid“, was soviel heißt wie „Für gute Freunde und gute Zeit sind jeden Tag die Türen weit“. Dann aber der imposante Eindruck der oberen Halle. Fast 40 m lang, 13 m breit und 8 m hoch. Ringsum aufwändige Holzschnitzereien, die unter der Decke hängenden Schiffsmodelle, die beindruckenden Kronleuchter, die bemalte Eichendecke – einfach überwältigend. „Die Kanonen der Orlagschiffe (Kriegsschiffe) könnten noch geladen werden und Böllerschüsse abgeben“, berichtete Herr Klöntrupp. Leider wird das heute nicht mehr gestattet; verständlich, da sicher einige Fensterscheiben dabei zu Bruch gehen und das verbrannte Schwarzpulver sich überall ablagern würde. Gemälde an den Wänden, besonders beeindruckend das Salomonische Urteil und der gestrandete Wal, überall Details – man könnte Stunden hier verbringen und würde dennoch immer wieder Neues entdecken. Ein Höhepunkt im oberen Saal ist die Güldenkammer. Verschwenderisches Schnitzwerk rundherum, eine Wendeltreppe, die zum Betreten viel zu schade ist – man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Im Inneren die mit goldfarbenen Ledertapeten und schönen Kaminen. In den Anfängen des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Einrichtung von Heinrich Vogeler umgestaltet. Leider drängte die Zeit beziehungsweise eine nächste Besichtigungsgruppe.
So führte Herr Klöntrupp in das „Neue“ Rathaus. Von 1909 bis 1913 wurde der Anbau, der wesentlich größer als das Alte Rathaus ist, erbaut. Hier gibt es einen weiteren Festsaal, der ebenfalls sehr beeindruckend ist. Hölzerne Wandvertäfelungen, Gemälde an den Wänden. Ein Spiegel, rechts und links davon die Skulpturen „Vergangenheit“ und „Zukunft“, und wenn man sich selbst im Spiegel betrachtet, kommt die Gegenwart hinzu. Von einer Galerie aus konnten Festbesucher das Treiben im Saal beobachten. Im angrenzenden Turmzimmer sind die allegorischen Darstellungen von Sanftmut, Justizia, Mäßigung, Fleiß, Karitas, Laster und Kraft sehenswert – es hätte noch viel zu bestaunen gegeben. So aber ging es wieder in Richtung Festtreppe und nach draußen in die Sonne, wo sich die Gruppe dann auflöste und der eine noch ein wenig bummeln ging, der andere sich um ein Mittagsmahl kümmerte. Insgesamt ein toller Ausflug!