Pflegebedürftigkeit – was jetzt?

11. Februar 2020

„Aber ich bin doch noch gar nicht pflegebedürftig“ – viele Menschen denken so, verdrängen das unangenehme Thema. Dabei kann es jeden treffen: Auch in jungen Jahren kann ein Unfall oder eine Krankheit zur Pflegebedürftigkeit führen. Was aber ist im Falle eines Falles zu tun? Welche Hilfe kann man erwarten? Wie werde ich finanziell unterstützt? Diese und viele Fragen mehr wurden bei einem Vortrag angesprochen, den die Selbsthilfegruppe Osteoporose Bremen-Nord e.V. für ihre Mitglieder im Bürgerhaus Vegesack organisiert hatte. Die Pflegeberaterin Stefanie Wagemann von der AOK Bremen konnte die Zuhörer umfassend informieren. Wer gilt überhaupt als pflegebedürftig? Festgestellt wird dies in der Regel durch einen vom Medizinischen Dienst bestellten Gutachter, der in der häuslichen Umgebung diverse Bereiche beurteilt. Neben Mobilität, kognitive Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Krankheiten und Alltagsleben ist besonders der Punkt „Selbstversorgung“ ausschlaggebend. Entscheidend ist, wie gut der Alltag gemeistert werden kann, wie selbstständig jemand ist. Der Gutachter wird anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs festlegen, ob eine Pflegebedürftigkeit besteht und wenn ja, welcher Pflegegrad zutreffend ist. Oft kommt es vor, dass eine Pflegebedürftigkeit abgelehnt oder zu gering eingestuft wird, weil der Betroffene sich schämt, gegenüber dem fremden Gutachter Schwächen und Unfähigkeiten einzugestehen und sich beim Besuch „zusammenreißt“. Ist aber einmal die Pflegebedürftigkeit festgestellt, kann man – je nach Pflegegrad – diverse Leistungen beanspruchen. Das geht los beim Pflegegeld, das dem Pflegebedürftigen zur freien Verfügung steht. Dieses Geld ist gedacht z. B. für die Bezahlung von privaten Pflegekräften oder Angehörigen, die mit anpacken. Wird ein Pflegedienst in Anspruch genommen, so gibt es die Pflegesachleistungen, die in etwa doppelt so hoch sind wie das Pflegegeld. Entlastungsleistungen, Verhinderungspflege, Vollstationäre Pflege, Betreutes Wohnen, Pflegehilfsmittel und Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen sind weitere Möglichkeiten, die Pflege so effektiv wie möglich zu gestalten. Der Laie hat hier sicher Schwierigkeiten, die richtigen Maßnahmen zu wählen und zu kombinieren. Aber keine Angst: In Bremen gibt es mehrere Pflegestützpunkte, in denen Berater die günstigsten Angebote herausfiltern können. Für die Bremen-Norder: In der Breite Straße 12 d, Tel. 6962410, kann man sich schlau machen. Auch die Pflegekassen beraten gerne; sogar Hausbesuche der Berater sind möglich. Auch wenn die Zuhörer nach dem interessanten Vortrag nicht gleich in der Lage sind, die vielen Möglichkeiten zu überblicken: Die richtigen Wege wurden von der fachkundigen Stefanie Wagemann aufgezeigt.

  • Stefanie Wagemann (l.) informierte fachkundig über die Unterstützungsmöglichkeiten bei Pflegebedürftigkeit.

Als Dank für ihre Informationen und ihre Bereitschaft, die Osteoporose-Gruppe über den aktuellen Stand der Förderungen zu unterrichten, gab es von der ersten Vorsitzenden Hilde Schminke einen schönen Blumenstrauß.