Reise durch die Jahrhunderte
10. September 2019
Wir befinden uns in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Ein Stadtsoldat beklagt sich, dass er – obwohl seine Arbeit sehr gefährlich ist – lediglich 15 Taler im Jahr verdient. Ein guter Handwerker, so meint er, bekomme soviel in einer Woche. Und dann müsse man, wenn man Stadtsoldat werden wolle, was ja so etwas wie ein Polizist sei, dem Hauptmann bei der Einberufung auch noch ein Pfand hinterlegen. Diese und viele andere Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten werden im Bremer Geschichtenhaus erzählt und gespielt. Mit den historischen Kostümen und entsprechenden Kulissen wird man hineinversetzt in die Zeiten, in denen der Dreißigjährige Krieg wütete, eine Gesche Gottfried 15 Morde beging, mehr als zehn Kinder, von denen jedes dritte frühzeitig starb, keine Seltenheit waren. Viele Krankheiten konnte man noch nicht bekämpfen, und ob die bei Vollmond gepflückte Brennnessel gegen die Pestilenz half, darf sehr bezweifelt werden. Rund zwanzig Mitglieder der Selbsthilfegruppe Osteoporose Bremen-Nord hatten sich auf den Weg gemacht ins Bremer Geschichtenhaus im Schnoorviertel, wurden mitgenommen in jene schlimme Zeiten. Da war der Böttcher, der in seinen Fässern Schmuggelware durch die Reihen der belagernden Schweden brachte – über der im Fass versteckten Schmuggelware wurde Surströmming gelegt, ein fürchterlich stinkender, in Salzlake gegorener Hering, der bei den Schweden als lecker galt.
Oder die einfache Bürgersfrau, die ihre Eltern bereits mit zwölf Jahren verlor und die fünf Geschwister aufziehen musste. Und auch der Bootsmann Dietrich, der versuchte, einige neue Matrosen anzuheuern, allerdings mit wenig Erfolg. Für acht Taler und 5 Grote wollte keiner der Besucher auf seinem Schiff Dienst tun – vielleicht wäre der eine oder andere bereit gewesen, hätte er nicht erzählt, dass es häufig so starke Stürme gab, dass einem die Gebete ausgingen. Dann ein Zeitsprung nach 1806. Französische Trup-pen sind in der Stadt. Napoleon hat die alte Ordnung durcheinandergebracht. Überall Krieg und Kämpfe. Ein französischer Deserteur will nicht mehr kämpfen, versucht, sich mit dem Ausschank von Kaffee – „Ist bereits der dritte Aufguss, aber dreimal ist ja Bremer Recht“ – durchzuschlagen. Liebevoll ausgestaltet sind die verschiedenen Stationen, durch die die Besucher geleitet werden. Die Schauspieler scheinen ganz in ihren Rollen aufzugehen, versuchen, die Gäste in das geschilderte Geschehen einzubinden. Nach den vielen Eindrücken durften die Bremen-Norder sich an den langen Tischen bei Kaffee und Kuchen erholen. Insgesamt ein interessantes Erlebnis, das auf der Fahrt nach Hause noch viel Gesprächsstoff bot.